Lebenslauf |
Prof. Dr. phil. Helmut Franz Maria Kirchmeyer, als fünfter und jüngster Sohn
(überlebend nur der älteste Bruder Detlev, Patenkind von Klara May, der Frau
des Volksschriftstellers Karl May) geb. am 30. Juni 1930 um 13 Uhr in der Golzheimer-Klinik
zu Düsseldorf am Rhein.
Der Vater Peter Kirchmeyer (1889-1952) war mittlerer Beamter im Fürsorgewesen
der Rheinprovinz, die aus Hoensbroeck gebürtige holländische Mutter Franziska
Kirchmeyer, geb. Habets (1896-1969), war Kostümschneiderin und Hausfrau und
unterhielt zusammen mit zweien ihrer sechzehn Geschwister zeitweise ein eigenes
Atelier.
Väterlicherseits stammten die Vorfahren aus Bayern und Westfalen, mütterlicherseits
aus Holland, Belgien und Frankreich.
Der Großvater Peter Kirchmeyer, ältester von fünf Brüdern, war ein begabter
Mathematiker und wurde städtischer Vermessungsinspektor, nachdem er als bekennender
Katholik im Bismarckschen Kulturkampf seine Stelle als Lehrer verloren hatte.
Die teilweise in Brühl bei Köln ansässige Familie war mit der aufblühenden
Automobilindustrie verbunden und machte etliche Erfindungen (Auto-Öldruckmesser).
Die holländischen Vorfahren waren durchweg Großbauern im Raum Heerler Heide,
auf deren Grund Kohlevorkommen lagen.
Der holländische Ururonkel Kanonikus Habets wurde Mitgründer des von der sel.
Therese ins Leben gerufenen Ordens der Töchter vom Heiligen Kreuz, der eine
Niederlassung auch in Düsseldorf unterhielt (Theresien-Hospital). Aus dem Geschlecht der Habets
gingen im Laufe des 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts viele Priester, Missionare und Ordensbrüder
hervor.
Durch einen englischen Luftangriff auf Düsseldorf am Heiligen Abend des Weihnachtsfestes
(24. Dezember) 1944 erlosch die seit kurz vor dem Ersten Weltkrieg bestehende
deutsche Linie der Habets.
Ein Onkel Kirchmeyers war viele Jahre Stadtkämmereidirektor in Düsseldorf, ein
Vetter Bankier und Mitglied im Aufsichtsrat der Dresdner Bank.
Kirchmeyer, damals wohnhaft in der Keplerstr. 7, besuchte ein Jahr lang
die Volksschule an der Clarenbachstraße, drei Jahre lang die Volksschule an
der Helmholtzstraße und kam 1941 auf das althumanistische Hohenzollern-Gymnasium,
das nach dem Zweiten Weltkrieg in Görres-Gymnasium umbenannt wurde.
Während der beiden letzten Kriegsjahre setzte man Kirchmeyer bei Bombenangriffen
als freiwilligen Melder ein.
Im Frühjahr 1950 machte er das Abitur und bezog noch im Sommer-Semester die
Kölner Universität.
Nach einem achtsemestrigen Studium der Musikwissenschaft (Fellerer, Kahl, Schneider,
Ferand), der Älteren (Hempel) und Neueren (Alewyn, Lange, Emrich) Germanistik
und der Philosophie (Volkmann-Schluck, Koch, Liebrucks, Hessen) promovierte
er im Sommer 1954 mit der vermutlich ersten deutschsprachigen Doktorarbeit über
einen noch lebenden zeitgenössisch-modernen Komponisten Untersuchungen zur Konstruktionstechnik
Igor Strawinskys und studierte anschließend in Köln Rechts- und Staatswissenschaft mit Schwerpunkt Mittelalter,
Kriminalistik und Soziologie (René Koenig) sowie in Bonn Kirchengeschichte (Hubert Jedin).
Das private Musikstudium begann im Winter 1934 zunächst bei der Mutter,
dann bei mehreren Klavierlehrerinnen. Noch als Untersekundaner wurde er 1947
nach einer Aufnahmeprüfung auf das von Prof. Dr. Joseph Neyses geleitete Robert-Schumann-Konservatorium
Düsseldorf aufgenommen und kam in die Meisterklassen Franzpeter Goebels (Klavier)
und Jürg Baur (Komposition), wo er bis 1952 blieb.
Später studierte er noch ein Jahr lang Instrumentation bei Bernd Alois Zimmermann.
Kirchmeyer heiratete am 5. Februar 1966 eine Ärztin. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor.